Entstehungsgeschichte

Die Bildung der Gesellschaft für kollegiale Supervision und Organisationsentwicklung (GKSO) hängt eng mit der Entstehung der Kollegialen Beratung und Supervision (KoBeSu) zusammen.

Zur Entwicklung dieses Verfahrens ist es folgendermaßen gekommen: In den 1980er Jahren wurden Lehrerfortbildungen häufig als Trainingsseminare konzipiert und durchgeführt. Obwohl diese Veranstaltungen von den Lehrkräften als sehr nützlich und praxisrelevant eingeschätzt wurden, ließ die Übertragung ihrer Lern- und Erfahrungsergebnisse in den Unterrichtsalltag oft zu wünschen übrig. Daher entwickelte Jörg Schlee ein Verfahren, das von Lehrkräften und Schulleitungen nicht an einem außerschulischen Tagungsort im Rahmen einer Fortbildung durchgeführt werden sollte, sondern von ihnen in eigener Regie möglichst dicht am Ort des Geschehens – nämlich der Schule – praktiziert werden konnte. Es handelt sich um eine sorgsam durchdachte Prozedur, mit deren Hilfe sich Lehrkräfte und Schulleitungen in kleinen Gruppen gegenseitig für die Bewältigung von schwierigen Situationen Hilfe zur Selbsthilfe geben können. Und zwar nicht dadurch, dass den jeweils Ratsuchenden von den anderen Gruppenmitgliedern Ratschläge oder Lösungsideen angeboten werden, sondern diese sollen durch ritualisierte Konfrontationen eine Möglichkeit erhalten, ihre eigenen Gedanken, Sichtweisen und Werthaltungen zu klären und zu verändern. Durch die veränderte Sichtweise sollen neue Orientierungen und Handlungsmöglichkeiten erkennbar werden. Damit steht das Verfahren im Kontrast zu einem herkömmlichen Beratungs- und Coachingverständnis. Es ist nicht auf besondere Anfrage durchzuführen, sondern es ist als ständiges Verfahren in einer so genannten Kollegialen Unterstützungsgruppe anzuwenden, deren Mitglieder sich unabhängig von aktuellen Ereignissen in regelmäßigen Abständen zum gegenseitigen Beistand und zur Klärungshilfe treffen.

Lehrkräfte und Schulleitungen, die sich mit diesem Verfahren der Kollegialen Beratung und Supervision (KoBeSu) in Kollegialen Unterstützungsgruppen gegenseitig eine Hilfe zur Selbsthilfe gaben, bemerkten sehr schnell den vielfachen Nutzen. Seine Regeln und Prinzipien ermöglichen nicht nur intensive Klärungsprozesse, sondern ließen in den Gruppen bereits nach wenigen Treffen eine sehr vertrauensvolle Arbeitsatmosphäre entstehen, durch die es allen Beteiligten erleichtert wird, persönliche Schwierigkeiten, Fragen und Probleme in großer Offenheit in einer ritualisierten, angst- und schamfreien Form zu besprechen. Darüber hinaus wurde ihnen immer deutlicher, dass sie die Vorgehensweisen, die Regeln und Prinzipien des Verfahrens sowie seine humanistische Grundhaltung in vielen Situationen des schulischen Alltags mit Gewinn anwenden konnten. Diese positiven Erfahrungen führten zu der Bildung eines Arbeitskreises, in dem über mehrere Jahre hinweg an der Übertragbarkeit und an der Konkretisierung der humanistischen Sichtweise in pädagogische Felder gearbeitet wurde. Als es den Mitgliedern aufgrund vielfältiger Erfahrungen deutlich wurde, dass die Grundgedanken und Prinzipien der Kollegialen Beratung und Supervision (KoBeSu) sich mit Gewinn auf pädagogisches Denken und Handeln generell beziehen lassen, entschieden sie sich 1994 zur Gründung der Gesellschaft für Kollegiale Supervision und subjektbezogene Organisationsentwicklung (GKSO) (Satzung der GKSO). Sie schufen sich hiermit einen organisatorischen Rahmen, um die Konzeptualisierung einer Pädagogik des reflexiven Subjektssowie ihre eigene Weiterqualifizierung auf der Grundlage der humanistischen Menschenbildannahmen voranzutreiben.